5 Medaillen bei den Österreichischen Staatsmeisterschaften 2016
Acht Jahre nachdem Hans-Hermann Auer in Kufstein die erste Goldmedaille der Schützengilde Roppen bei einer Österreichischen Meisterschaft gewonnen hat, kehrten die Österreichischen Staatsmeisterschaften und Österreichischen Meisterschaften mit dem Luftgewehr und der Luftpistole wieder in die Kufstein-Arena zurück. Wie schon im Vorjahr hatten wieder 6 Sportschützen unserer Gilde die schwierige Qualifikation für den höchsten Bewerb mit Luftdruckwaffen auf nationaler Ebene geschafft. Mit dem Luftgewehr waren dies die Juniorinnen Arabella Schauer, Franziska Stefani und Marie-Theres Auer sowie in der Frauenklasse Katharina Auer. Mit der Luftpistole konnten sich Fabian Kluibenschädl bei den Jungschützen und Fabian Neuner bei den Junioren qualifizieren.
Frauen Luftgewehr
Die erste Starterin mit dem Luftgewehr war Katharina Auer bei den Frauen. Nachdem sie in den letzten Monaten ihre volle Konzentration dem Abschluss ihrer Fachausbildung und ihres Studiums gewidmet hatte, trat sie ohne spezielle Vorbereitung und mit sehr wenig Training zu diesen Staatsmeisterschaften an. Trotzdem war natürlich das erklärte Ziel, einen Platz im Finale zu ergattern. Sicherlich kein leichtes Unterfangen, war doch die Dichte an Spitzenschützinnen aufgrund der Aufstockung der Teilnehmer pro Bundesland so hoch wie noch nie. Allein Tirol stellt bei diesen Meisterschaften 12 Starterinnen in der Frauenklasse. Jede von ihnen hat das Potential, im Kampf um die Medaillen ein Wörtchen mitzureden.
Katharina schoss zwar von Anfang an einen soliden Wettkampf, das fehlende Training machte sich aber in der fehlenden Präzision ihrer Treffer bemerkbar. So war zum Beispiel die erste Zehnerserie eine saubere „100-er“ auf ganze Ringe, in der entscheidenden Kommawertung kamen gerade einmal 102,9 Ringe heraus. Wenn alles passt, müsste eine solche Serie zwischen 104 und 105 Ringe ergeben. Letztendlich schloss sie ihren Grunddurchgang mit soliden 410,6 Ringen (395 auf ganze Ringe gewertet) ab. Für sie sicherlich kein überragendes Ergebnis, mit Rang 7 reichte es aber problemlos für das Finale der besten acht Schützinnen. Mit der Mannschaft Tirol 2 sicherte sich Katharina damit auch Rang 3 und die Bronzemedaille in der Mannschaftswertung.
Juniorinnen Luftgewehr
Für Arabella Schauer war es der erste Start bei den Österreichische Meisterschaften. Trotz leichter Anspannung sah man ihr an, dass sie die Teilnahme und die ganze Atmosphäre genoss. Im Wettkampf selber konnte sie dann zwar nicht ihr bestes Ergebnis abrufen, blieb aber mit 390,3 Ringen und Rang 24 im Rahmen ihrer Möglichkeiten. Ein Einbruch in der letzten Zehnerserie hatte ein besseres Ergebnis verhindert. Bis dahin wäre ein Platz unter den Top 20 möglich gewesen. Für Arabella auf jeden Fall ein tolles Erlebnis und eine Erfahrung, die man auf dem Weg zu einer absoluten Topschützin machen muss.
Die Erwartungen von Franziska Stefani waren da schon deutlich höher gesetzt. Hatte sie doch im letzten Jahr mit Rang 3 eine Einzelmedaille mit nach Hause nehmen können. Leider erwischte sie dann einen rabenschwarzen Tag. Nach fünf Schuss standen schon zwei Neuner- und zwei Achterwertungen zu Buche. Bei einer Staatsmeisterschaft einen solchen Fehlstart einfach wegzustecken, dazu sind wohl die wenigsten Sportschützen wirklich in der Lage. Franziska gelang es an dem Tag leider nicht und so ging es die ganze Serie gleich verkrampft weiter. Am Ende musst sie sich mit mehr als nur enttäuschenden 394,6 Ringen und damit mit Rang 21 zufrieden geben. Für sie gilt nur: Ergebnis abhaken und den Blick wieder nach vorne richten. Dass sie in der Lage ist, ganz andere Ergebnisse zu schießen, hat sie schon sehr oft unter Beweis gestellt.
Die Dritte im Bunde war Marie-Theres Auer. Aufgrund der zuletzt gezeigten Leistungen (Gewinn Pannonia Trophy) galt sie als eine der Favoritinnen. Zudem hatte sie sich persönlich das Ziel gesteckt, bei ihrem letzten Antreten bei den Juniorinnen endlich den ersten Einzeltitel bei Österreichischen Meisterschaften zu holen. Voraussetzung dafür war natürlich ein Platz im Finale. Den schaffte sie mit hervorragenden 413,8 (395) Ringen souverän. Dieses Ergebnis konnte einzig Nadine Ungerank aus Zell am Ziller mit 414,6 Ringen noch übertreffen. Im Grunddurchgang stellten Marie-Theres und Ungerank eine Klasse für sich dar. Marie-Theres stellte gemeinsam mit Ungerank und der jungen Lisa Felderer (SG Thaur) die Mannschaft Tirol 1. Aufgrund der hervorragenden Ergebnis von Marie-Theres und Ungerank konnten sie die Mannschaftswertung mit einem Vorsprung von fast 15 Ringen und neuem Österreichischen Rekord für sich entscheiden. Damit hatte Marie-Theres ihrer Sammlung das nächste Mannschafts-Gold hinzu gefügt.
Finale Frauen
Zuerst waren die Frauen mit ihrem Finale an der Reihe. Bis dort hin geschafft hatte es der komplette ÖSB-Kader, in welchem Tirol 5 von 6 Schützinnen stellt. Komplettiert wurde das Finale von zwei Schützinnen aus Söll. Somit stellte Tirol sieben der acht Finalistinnen.
Gleich zu Beginn setzten sich mit Olivia Hofmann (SG Hötting) und Lisa Ungerank (SG Zell am Ziller) die beiden erfahrensten Schützinnen an die Spitze der Zwischenwertung. Katharina kämpfte mit der Olympia-Starterin von London, Stephanie Obermoser, um Rang 3, wobei Katharina immer einen leichten Vorsprung halten konnte. Ab dem zehnten Finalschuss konnte sich Hofmann dann von Ungerank lösen und steuerte einem ungefährdeten Sieg entgegen. Somit schienen die beiden ersten Position bezogen. Im 15. Schuss zeigte Ungerank allerdings erstmals eine kleine Schwäche. Eine 9,3 bot Katharina die Chance, den Rückstand, welcher zeitweise über zwei Ringe betrug, etwas zu verringern. Leider nutzte sie diese Möglichkeit mit einer 9,9 ihrerseits nicht wirklich aus. Eine 10,3 von Katharina in Schuss 16 bedeutete für Obermoser das Aus und für Katharina den Gewinn einer Einzelmedaille. Der Rückstand auf Ungerank betrug in dem Moment immer noch einen ganzen Ring.
Dann leistete sich Ungerank einen weiteren Fehler: eine 9,1 in Schuss 17. Und diesmal nutzte Katharina diese Schwäche eiskalt aus: mit einer 10,5 lag sie plötzlich auf Position 2, welche sie im nächsten Schuss souverän verteidigte. Damit war die Schützin aus Zell am Ziller draußen und Katharina durfte über Rang 2 jubeln. Die letzten beiden Schüsse waren dann nur mehr Formsache, Olivia Hofmann lag uneinholbar voraus. Mit 205,8 Ringen hat Katharina damit die Silbermedaille aus dem Vorjahr verteidigt. Damit hat sich auch das Siegerbild aus dem Vorjahr wiederholt. Angesicht der nicht vorhandenen Vorbereitung auf diese Meisterschaften hatte Katharina mit Einzel-Silber und Mannschafts-Bronze ihr Plansoll mehr als nur erfüllt.
Finale Juniorinnen
Die Finalaufstellung der Juniorinnen beinhaltete die eine oder andere Überraschung. Ein paar junge, bislang wenig in Erscheinung getretene Schützinnen hatten es mit tollen Leistungen unter die besten 8 geschafft und dabei die eine oder andere Kaderschützin eliminiert. Aufgrund der Erfahrung der Starterinnen war jedoch zu erwarten, dass Nadine Ungerank, Verena Zaisberger (Vorarlberg) und Marie-Theres in einem spannenden Finale um den Sieg kämpfen werden. Diese Erwartungen wurden mehr als nur erfüllt: die drei Schützinnen lieferten dem Publikum auf der bis auf den letzten Platz gefüllten Tribüne eine Show der Extraklasse.
Ungerank und Zaisberger starteten mit schönen Zehnerwertungen ins Finale. Zumindest beim ersten Schuss konnte Marie-Theres da noch nicht mithalten: eine 9,9 war nur Durchschnitt. Aber mit 5 hohen Zehnerwertungen in Folge schoss sie sich nach vorne und belegte nach der zweiten Dreierserie bereits Rang 3. Von da an entwickelte sich dann der erwartet spannende Dreikampf, wobei die Führung nach fast jedem Schuss wechselte. Nach 10 Schüssen führte Zaisberger mit 104,6 vor Marie-Theres mit 104,5 und Ungerank mit 104,2. Ein Finale auf Weltklasseniveau. In der Frauenklasse konnte nur Olivia Hofmann mit einem vergleichbaren Finale aufwarten.
Nach den nächsten beiden Schüssen lagen Marie-Theres und Ungerank ringgleich an der Spitze. Zaisberger konnte dem Druck ihrer beiden Konkurrentinnen nicht mehr standhalten und war zurück gefallen. Somit lautete auch bei den Juniorinnen das Duell Auer gegen Ungerank, wobei es die Juniorinnen noch spannender gestalteten, als ihre beiden älteren Schwestern. In den nächsten sechs Schüssen wechselte die Führung unter lautstarker Anfeuerung durch das Publikum und zeitweise tosendem Applaus insgesamt viermal, wobei nach 18 von 20 Finalschüssen Marie-Theres wieder die Nase um 0,3 Ringe vorne hatte. Mit Schuss 19 holte sich Ungerank mit einer 10,6 neuerlich die Führung zurück und lag vor dem letzten Finalschuss um den Minimalvorsprung von 0,1 Ringen voraus. Jetzt musste sich zeigen, wer von beiden die besseren Nerven besitzt. In dem Moment zeigte Marie-Theres, was sie derzeit drauf hat: in einer tobenden Halle unter solchem Druck eine 10,5 zu setzen, zeugt von Extraklasse. Dem hatte Ungerank nichts mehr entgegen zu setzen. Eine 9,8 warf sie wieder auf Rang 2 zurück und somit war auch das zweite Duell Ungerank gegen Auer nach Roppen gegangen. Marie-Theres hatte damit nach Mannschafts-Gold auch ihren ersten Einzeltitel bei Österreichischen Meisterschaften geholt.
Aus dem fachkundigen Publikum gab es anschließend unzählige Stimmen die meinten, noch nie oder zumindest äußerst selten ein derart spannendes und mitreißendes Finale erlebt zu haben.
Jungschützen Luftpistole
Für Fabian Kluibenschädl war es bereits das zweite Antreten bei den Österreichischen Meisterschaften. Er konnte sich dabei im Vergleich zum Vorjahr deutlich steigern und belegte den hervorragenden neunten Rang mit 327 Ringen. Mit der Mannschaft Tirol 1 erreichte er den dritten Gesamtrang und konnte somit seine erste Medaille bei Österreichischen Meisterschaften erringen. Das war die erste Medaille der Schützengilde Roppen bei Österreichischen Meisterschaften oder Staatsmeisterschaften mit der Luftpistole und gleichzeitig die fünfte Medaille bei diesen Meisterschaften. Damit wurde das erfreuliche Vorjahresergebnis sogar noch übertroffen.
Junioren Luftpistole
Leider ist die Schützengilde Roppen bei diesen Meisterschaften nicht nur positiv im Rampenlicht gestanden. Wie berichtet hatte sich auch unser Junior Fabian Neuner für das Tiroler Aufgebot qualifiziert. Allerdings trat er zum Wettkampf nicht an, was leider weitreichende Folgen nach sich zog.
In der Juniorenklasse waren nur drei Mannschaften gemeldet. Eine davon war die Mannschaft Tirol, in welcher auch Fabian nominiert war. Durch sein Nichtantreten musste die Mannschaft Tirol komplett aus der Wertung genommen werden. Das wiederum hatte zur Folge, dass laut Reglement die zweitplatzierte Mannschaft keine Medaillen zugesprochen bekam. Er hat also nicht nur seine eigene Chance auf eine gute Platzierung in der Einzelwertung zunichte gemacht und auf eine fixe Mannschaftsmedaille verzichtet, er hat auch fünf andere Schützen um ihren Erfolg in Form einer Medaille bei Österreichischen Meisterschaften gebracht.
Fazit
Viel Licht und leider auch ein wenig Schatten, damit kann man das Auftreten unserer Sportschützen bei den Österreichischen Meisterschaften und Österreichischen Staatsmeisterschaften 2016 wohl am ehesten beschreiben. Waren es im letzten Jahr zwei Einzel- und zwei Mannschaftsmedaillen, welche unsere Sportler mit nach Hause nehmen durften, waren es heuer sogar drei Mannschaftsmedaillen. Besonders erfreulich: der Einzeltitel für Marie-Theres und die erste Medaille überhaupt mit der Luftpistole für Fabian Kluibenschädl.