Österreichische Meisterschaften 2018
Wie schon berichtet wurde unserer Gilde bei den Österreichischen Meisterschaften vom 21. bis zum 25. März in Hollabrunn (Niederösterreich) von Hans-Hermann, Katharina und Marie-Theres Auer vertreten. Präsentierte sich schon im letzten Jahre die Halle in Kärnten ohne wirkliche Abtrennung zwischen Schießbereich und Servicebereich, standen in Hollabrunn noch weniger Platz für die Schützen zur Verfügung. Lediglich für die Zuschauer war eine eigene Tribüne verfügbar, was aber die Enge für die Schützen nicht besser machte.
Senioren 1
Nach 5-jähriger Pause konnte sich Hans-Hermann Auer heuer wieder für das Tiroler Aufgebot für die Österreichischen Meisterschaften qualifizieren. Vor dem Wettkampf stellt sich die Frage, ob die zuletzt ansteigende Form half, die fehlende Praxis bei einem solch großen Wettkampf wett zu machen.
In der Trainingseinheit konnte Hans-Hermann dann auch die zuletzt gezeigte Form problemlos abrufen. Am Wettkampftag zeigten sich aber schon vor dem Wettkampf erste Ansätze von Nervosität. In der Probezeit funktionierte gar nichts. Nachdem der Wettkampf gestartet wurde, schaffte es Hans-Hermann, die immer stärker werdende Nervosität zumindest für kurze Zeit recht gut zu kontrollieren. Nach 5 Schüssen leuchteten auf der Anzeigetafel ausgezeichnete 52,2 Ringe auf: ein Traumstart. Danach aber folgten die ersten Achterwertungen, die ihn im Zwischenklassement sofort zurück warfen. Letztendlich beendete Hans-Hermann den Wettkampf mit zufriedenstellenden 392,5 Ringen (376 Ringen auf Ganze), in der Endwertung reichte das aber lediglich für Rang 18. Mit der Mannschaft Tirol 2 belegte er den fünften Rang.
Frauen
Am Samstag waren dann unsere Aushängeschilder Katharina Auer und Marie-Theres Auer an der Reihe. Marie-Theres hatte sich aufgrund der Leistungen beim Grand Prix of Tyrol und beim Meyton Cup für die Mannschaft Tirol 1 qualifiziert, Katharina durfte in der Mannschaft Tirol 2 starten. Die Ansprüche vor dem Wettkampf waren recht klar: mit der Mannschaft unbedingt eine Medaille und in der Einzelwertung der Einzug in das Finale der besten acht Schützinnen. Alles andere wäre eine echte Enttäuschung.
Zeigte sich Katharina in den letzten Wettkämpfen immer recht nervös, startete sie diesmal einen bärenstarken Start hin: von den ersten vier Schüssen war drei 10,5. Danach kehrte aber wieder die Anspannung zurück und innerhalb der nächsten 6 Schüssen waren drei Neunerwertungen und zwei schwache Zehner dabei. Mit 102,0 in der ersten Serie war sie von einem Finalplatz deutlich entfernt. Zum Glück konnte sie sich dann im weiteren Verlauf doch ein wenig steigern. Mit 413,5 Ringen (394 auf Ganze) verfehlte sie zwar das angepeilte Limit, zog aber mit Rang 6 problemlos in das Finale ein. Mit der Mannschaft Tirol 2 sicherte sie sich zudem Rang 2 und somit den Titel einer Vize-Staatsmeisterin.
Nachdem Marie-Theres am Vorabend mit leichtem Fieber im Bett gelegen hatte, war nicht klar, ob sie ihre selber gesteckten Erwartungen auch wirklich erfüllen kann. Sie startete zwar mit einer sauberen 100-er Serie in den Wettkampf, zu Beginn fehlte aber die notwendige Präzision. Mit 102,8 startete sie zwar ein wenig besser als ihre Schwester, eine 100-er Serie müsste aber eigentlich irgendwo um 104,0 herum liegen. Für das Finale musste sie sich also noch steigern. Und das tat sie dann auch: in Serie zwei erzielte sie sensationelle 105,1 Ringe. Nachdem auch die beiden restlichen Serien jeweils über 104 Ringen lagen, erzielte sie trotz schwachem Start ein ausgezeichnetes Ergebnis von 416,5 Ringen und belegte damit den dritten Rang im Grunddurchgang. Einziger Wermutstropfen: der 36. Schuss war eine unkonzentrierte 9,6, die das schon lange anvisierte Traumergebnis von 400 Ringen (Wertung auf ganze Ringe) verhinderte. Somit hat sie nach der Tiroler Meisterschaft das nächsten 399-er Ergebnis erzielt. Mit der Mannschaft Tirol 1 errang sie damit auch den erhofften Staatsmeistertitel, belegten doch ihre beiden Mannschaftskolleginnen die Ränge 1 und 2 im Grunddurchgang. Mit 1253,6 Ringen schafften sie nicht nur einen überlegenen Vorsprung von 14,5 Ringen, sondern erzielten auch einen neuen Österreichischen Rekord. Ein Rekord, der vermutlich ewig in den Ranglisten stehen bleiben wird, schießen doch die Frauen ab dem nächsten Jahr alle Bewerbe auf 60 Schuss.
Finale Frauen
Für das Finale der Frauen hatten sich erwartungsgemäß die sechs Kaderschützinnen des ÖSB qualifiziert. Zusätzlich noch die Niederösterreicherin Jasmin Riener und die inzwischen für Kärnten startende Tirolerin Janine Hainz. Es war zu erwarten, dass diese beiden Schützinnen das Niveau der ÖSB-Athletinnen kaum halten werden können. Und genau so kam es dann auch: nach 12 Schüssen musste Riener raus, zwei Schüsse später dann Hainz.
Unsere beiden Schützinnen starteten ähnlich wie in den Grunddurchgang: nach fünf Schüssen führte Katharina die Wertung mit 53,1 Ringen überlegen an, Marie-Theres lag mit 50,9 Ringen nur auf Rang 6. Nach 10 Schüssen hatte sich das Bild dann schon ein wenig geändert: Katharina musste ihre Führung abgeben, belegte aber dank der bärenstarken ersten Fünferserie noch Rang 2. Marie-Theres hatte bereits einen Platz gut gemacht. 10,6 und 10,7 spülten Marie-Theres mit den ersten beiden Einzelschüssen auf Rang 3, dafür fiel Katharina aufgrund einer 9,5 auf Rang 5 zurück. In der nächsten Zweierserie leisteten sich dann beide eine schlechte Neunerwertung. Plötzlich lag Katharina ringgleich mit der Seriensiegerin der letzten drei Jahre und Olympiastarterin Olivia Hofmann auf Rang Rang 5 und damit auf dem Schleudersitz. Marie-Theres lag gerade einmal 0,3 Ringe vor den beiden. Somit waren beide plötzlich gefährdet, nach den nächsten beiden Schüssen raus zu müssen.
In der Phase schafften es dann aber beide, volle Konzentration abzurufen. Mit schönen Zehnerwertungen konnten beide Hofmann hinter sich lassen, die sich überraschend für alle Insider mit Rang 6 begnügen musste. Damit war sie die erste Kaderschützin, für die das Final vorzeitig zu Ende war. Mit den nächsten beiden Schüssen konnten unsere Schwestern dann mit ausgezeichneten Wertungen zwischen 10,3 und 10,6 auch noch Marlene Pribitzer aus dem Rennen um die Medaillen werfen. Damit blieben noch vier Schützinnen, die um die Podestplätze kämpften. Nachdem aber durch die kurze Schwächephase sowohl Franziska Peer als auch Nadine Ungerank einen deutlichen Vorsprung gewonnen hatten, war auch klar, dass eine der beiden Schwestern „nur“ mit Rang 4 vorlieb nehmen muss. Vor den beiden entscheidenden Schüssen hatte Marie-Theres die Nase um 0,2 Ringe vorn. Mit 10,7 im ersten Schuss zeigte sie dann, dass sie nicht gewillt war, diese Position freiwillig her zu geben. Mit 10,2 machte sie dann alles perfekt. Da reichten auch schöne 10,1 und 10,7 von Katharina nichts mehr. Der Kampf um Platz drei war entschieden und die ältere Schwester musste auf Position 4 ausscheiden. Mit 10,1 und 10,5 konnte Marie-Theres den Abstand zu Ungerank dann zwar noch einmal ein wenig verkürzen, es reichte aber nicht mehr, um in den Kampf um die Goldmedaille einzugreifen. Damit hatte Marie-Theres nach Gold mit der Mannschaft auch noch Bronze in der Einzelwertung im wahrsten Sinn des Wortes erzielt.
Fazit
Die zuletzt ansteigende Form von Hans-Hermann hat ihm nach mehreren Jahren wieder eine Teilnahme an den Österreichischen Meisterschaften ermöglicht. Um weiter vorne mitmischen zu können, dazu fehlt im aber noch die notwendige Konstanz. Trotzdem darf er mit dem erzielten Ergebnis vollauf zufrieden sein.
Marie-Theres konnte mit der Mannschaft ihren ersten Titel einer Staatsmeisterin erringen. Die zusätzliche Bronzemedaille in der Einzelwertung zeigt, dass sie inzwischen in der Frauenklasse angekommen ist und sich zu einem fixen Bestandteil des ÖSB-Kaders entwickelt hat.
Im ersten Moment hat bei Katharina die Enttäuschung über den vierten Rang überwogen. Nach kurzer Zeit hat sie dann aber realisiert, dass sie einerseits ihrer Sammlung eine weiter Medaille bei Staatsmeisterschaften hinzufügen konnte und mit Rang sowohl eine Olympiastarterin als auch eine der aktuellen EM-Starterinnen hinter sich lassen konnte. Damit hat sie gezeigt, dass sie nach wie vor in Österreich ganz vorne mitmischen kann, obwohl die Formkurve nach wie vor noch nicht ganz stimmt. An der Stelle muss man bedenken, dass sie die einzige Kaderschützin ist, die voll im Berufsleben steht. Die anderen Schützinnen sind entweder überhaupt beim Österreichischen Bundesheer und somit defacto Berufssportlerinnen oder zumindest – wie Marie-Theres – Studentinnen, die deutlich mehr Trainings- und Vorbereitungsmöglichkeiten vor den großen Wettkämpfen haben. Was Katharina im Moment noch fehlt, ist die Nervenstärke, welche sie in den letzten Jahren so oft ausgezeichnet hat. Ihr ist zu wünschen, dass ihr dieser Erfolg weiter Auftrieb gibt.
Obwohl die Schützengilde Roppen diesmal „nur“ mit drei Startern vertreten war, kann sich die Ausbeute mit 1x Gold, 1x Silber und 1x Bronze mehr als nur sehen lassen. Besonders da alle drei Medaillen bei den Frauen uns somit in einer der schwierigsten Klasse erzielt wurden. Sie Schützengilde Roppen gratuliert allen drei Startern zu den ausgezeichneten Leistungen.