Mein EM-Tagebuch
Tag 1: Die Anreise nach Dortmund
Um 8:00 ging’s los. Treffpunkt war der Schießstand in Innsbruck. Gemeinsam fuhren Margit, Rebecca, Natalie und ich los. Eigentlich war geplant, dass wir uns irgendwo auf dem Weg mit Barbara treffen und die Autos umpacken. Unser Leihauto war aber schon vergeben, also ist Barbara allein gefahren. Wir mussten uns die ganze Fahrt über in das vollgepackte Auto quetschen.
Die 9 Stunden Fahrt fühlten sich auf der Rückbank wie ein ganzer Tag an. Wir waren sehr erleichtert, als wir um 17:00 endlich im Sporthotel Dortmund ankamen.
Am Abend gingen wir gemeinsam essen und danach ging’s noch in die Spielhalle neben dem Hotel. Tischfußball!
Tag 2: Das erste Training
Um 8 Uhr ging es auf. Zuerst Frühstück und dann gleich auf den Schießstand. Vor allem Natalie und ich waren kaputt vom Auto fahren und alles tat uns weh. Zuerst mobilisierten wir uns und machten Gleichgewichtsübungen, damit wir ein besseres Körpergefühl bekommen. Danach haben wir uns auf unseren „Flow“ konzentriert. Die Aufgabe: provoziere deinen „Flow“. Das heißt, dass wir so schnell wie möglich in unseren perfekten Rhythmus kommen sollen. Nach anfänglichen Schwierigkeiten habe ich das auch ganz gut hinbekommen.
Am Nachmittag haben wir eine 17-Schuss Leistungskontrolle gemacht und anschließend ein Finale geprobt. Mit 181,8 zu 181,9 musste ich mich gegen Rebecca mit dem dritten Platz geschlagen geben. Natalie war uns weit voraus.
Zum Abschluss haben wir noch ein Schießspiel gespielt. Nacheinander hat jede von uns einen Schuss vorgelegt und die anderen Beiden mussten immer sagen, ob sie es überbieten oder nicht und anschließend auch probieren. Dementsprechend wurden dann die Punkte verteilt. Hier gewann Natalie vor mir und Rebecca wurde Dritte.
Am Abend gingen wir zu Viert in die Bowlinghalle neben dem Hotel und bowlten und spielten Billiard mit Barbara.
Tag 3: Immer wieder sonntags…
Wieder um 8 Uhr Tagwache. Heute simulierten wir den Wettkampftag mit der Startzeit von 14 Uhr. Nach dem Frühstück durfte jeder das tun, was er vor einem Wettkampf normalerweise macht. Natalie und ich gingen eine Weile an die frische Luft und mobilisierten uns noch vor dem Wettkampf. Rebecca machte Trockenanschläge zur Wand hin. Um 13.30 durften wir an die Stände und um 13.45 begann die Probe. Anstatt 40 Schuss machten wir nur 36 scharfe und 4 trockene Schüsse, damit wir uns nicht auf das Ergebnis konzentrieren.
Bei mir klappte es nicht so ganz mit den richtig „fetten“ Zehnern. Auf ganze Ringe war ich eigentlich zufrieden. Danach machten wir noch eine kurze Besprechung vom Wettkampf und jeder trainierte noch ein bisschen weiter und achtete auf die analysierten Schwachstellen.
Um 17.30 fuhren wir nach Bochum. Dort besuchten wir das Musical „Starlight Express“. Wir waren begeistert. Danach ging’s ins Bett, ich fühlte mich ein wenig angeschlagen.
Tag 4: Welkom bij Arnhem
Nach eineinhalb Stunden kamen wir heute um die Mittagszeit in Arnheim an. Die Schießanlage steht inmitten von Wald Natur. Das Hotel ist direkt daneben. Nach der Ankunft erledigten wir sofort die Akkreditierung und die Bekleidungs- und Waffenkontrolle. Da sie in Arnheim ein anders eingestelltes Messgerät benutzen mussten Rebecca und ich unsere Jackenknöpfe versetzen. Schließlich bekam ich endlich meine ISSF Plombe und durfte gehen. Danach aßen wir, checkten ins Hotel ein. Die Zimmer bieten großen Luxus, in der Dusche haben 10 Menschen platz und wir haben echte Boxspringbetten! Am Nachmittag gingen wir trainieren. Die Schießhalle ist riesig! 80 Stände nebeneinander. Alles in orange, schwarz und blau gehalten. Die Schützen sind mit blauen Samtkordeln von den Zuschauern getrennt. Schon das Training in der Halle machte großen Spaß! Nach 30 Schuss war das Training aber für heute beendet., morgen habe ich auch noch die Möglichkeit zu trainieren.
Tag 5: Sightseeingtour nach Arnhem
Wieder um 8.30 Frühstück, damit wir unseren Rythmus beibehalten. Danach machten Barbara, Rebecca, Natalie und ich uns auf in die Stadt Arnhem. Die Häuser sind aus Backstein und nicht hoch. Die ganze Stadt wirkt einladend. In der Altstadt gingen wir bummeln und shoppen. Um kurz nach 11 mussten wir aber wieder zurück, weil um 1 Uhr das Pre-Event-Training (PET) bei dem jeder Athlet auf dem Stand trainieren darf, den er am Wettkampftag bezieht. Meiner ist die Nummer 40. Direkt vor der Jury und den Tischen der Aufsicht. Ich trainierte knapp 40 Schuss und war eigentlich zufrieden. Noch war ich überhaupt nicht nervös, das Gefühl „Oh mein Gott morgen ist EM“ hat sich noch nicht eingestellt.
Am späten Nachmittag begann die Eröffnungsfeier. Sie dauerte nicht allzu lange. Das Highlight war eine niederländische Akrobatin. Nach der Feier fuhren wir 4 mit Gretchen Even und Michael Fröhlich in die Satdt essen. Wir aßen nur eine Nachspeise, denn wir hatten ein spätes Mittagessen um 3. Wir fanden eine nette Pizzaria namens „Pinoccio“ im Stadtzentrum. Dort verbrachten wir einen lustigen Abend. Die Heimreise gestaltete sich als schwierig, weil Gretchen eine Ausfahrt verpasste und wir uns ein wenig verfuhren. Schlussendlich kamen wir dann doch wohlbehalten im Hotel an. Die Fotos kommen morgen!
Tag 6: Der große Tag
Der Tag begann wieder ganz normal um 8.30 mit Frühstück. Wir waren nicht sonderlich aufgeregt, alles verlief glatt. Danach holten wir unsere Gewehre und unser Schießzeug vom Depot und lagerten es in Rebeccas Zimmer, weil dieses im Erdgeschoss lag. Anschließend gingen wir nach draußen und spielten mit unseren Stressbällen und den Tennisbällen. Als es zu kalt wurde gingen wir rein, duschten uns und begannen mit der persönlichen Wettkampfvorbereitung. Ich dehnte meine Schultern und meinen Nacken und bereitete mich mental auf den Wettkampf vor. Um halb 12 kamen Mama und Papa an. Ich zeigte ihnen den Weg zur Halle und ließ sie wieder allein. Um halb 1 gingen wir langsam in die Halle. Ich war immer noch nicht nervös und freute mich richtig auf den Wettkampf. Eine dreiviertel Stunde vor dem Wettkampf stöpselte ich mir die Kopfhörer ins Ohr und blendete alles um mich herum aus. Ich versuchte mich zu fokussieren, aber die Nervosität blieb aus. Normalerweise brauche ich aber ein wenig Nervosität, um mich richtig auf den Wettkampf konzentrieren zu können. Als ich beim Beginn der Probezeit immer noch nicht nervös war, wunderte ich mich. Der Wettkampf lief dann von Beginn an schlecht. Meine Hose ging nach 4 Schüssen auf und ich musste vom Stand weg und sie noch einmal zumachen. Ich traf keine Zehner, obwohl meine Nullstellung passte. Auch jetzt wurde ich nicht nervös. Ich startete mit einem Neuner in den Wettkampf. Danach zwei Zehner. Der vierte Schuss war eine 8. Da verlor ich meine Nerven. Ich ging weg vom Stand und baute alles neu auf und es wurde noch eine 97er Serie. Aber mir ging es nicht gut. Die Schüsse waren nicht da, wo ich sie eigentlich sah und ich schoss nur schlechte Neuner und schlechte Zehner. Ich war fast am verzweifeln. Mehrmals ging ich vom Stand weg. Ich versuchte mich an meinen Notfallplan zu halten. Ich vergewisserte mich ob die Nullstellung passt, ob meine Technik in Ordnung ist und versuchte einfach schön abzuziehen. Erst als mir alles egal war, lief es wieder. Die letzte Serie wurde ein 99er. Das half mir aber leider auch nichts mehr und so musste ich mich mit dem Ergebnis von 403 Ringen und dem 57. Platz geschlagen geben. Aber es ging allen Österreicherinnen nicht gut. Natalie traf 406,6 und Rebecca 401,5. Die Nachbesprechung verlief deprimierend. Das Finale mussten wir auf den Zuschauerrängen verbringen. Wir waren alle enttäuscht über unsere schlechten Ergebnisse, weil wir wussten, dass wir es besser können.
Tag 7: Die Heimreise
Diesmal frühstückten wir um 7 und verabschiedeten uns von allen und wünschten den Frauen noch viel Glück und Gut Schuss. Danach gingen wir ins Zimmer und packten unsere Koffer fertig und genossen die Ruhe. Um 9 Uhr holten mich Mama und Papa ab und wir fuhren nach Hause. Nach einem Zwischenstopp bei Bekannten in der Nähe von Stuttgard kamen wir um ca. 21.30 daheim an. Ich war hundemüde und ziemlich fertig und immer noch ein wenig enttäuscht über mein Ergebnis.
Aber abschließend kann ich sagen, dass ich trotzdem froh war, dabei zu sein. Ich hatte sehr viel Spaß und habe neue Leute kennen gelernt. Außerdem durfte ich bei einer Europameisterschaft teilnehmen und EM-Luft schnuppern. Ich freue mich schon auf die nächsten Wettkämpfe und werde mich auch in den nächsten Jahren wieder anstrengen, bei einer EM oder WM dabei zu sein.