Luftgewehr Europameisterschaft 2017
Wie berichtet hatte sich unsere Schützin Marie-Theres Auer für die Luftgewehr Europameisterschaft 2017 in Marburg, Slowenien, qualifiziert. Seit Anfang des Jahres schießt Marie-Theres in der Frauenklasse. Dadurch waren die Erwartungen an die erste EM in der absoluten Topklasse nicht wirklich hoch, musste es doch schon als echte Überraschung gewertet werden, dass sie sich gleich im ersten Jahr überhaupt qualifizieren konnte. Auf jeden Fall traf sie bei diesem Wettbewerb auf alle europäischen Topschützinnen.
Training
Bei einer solchen Veranstaltung gibt es am Vortag des eigentlichen Wettkampfes das so genannte Pre-Event-Training (PET). Dabei hat jede Schützin die Möglichkeit, auf genau dem Stand zu trainieren, auf welchem sie dann den eigentlichen Wettkampf schießen wird. Das ist insofern wichtig, als dass solche Wettkämpfe immer in umgestalteten Hallen abgehalten werden, in denen die Lichtverhältnisse einerseits nicht wirklich gut und zudem noch sehr häufig von Stand zu Stand unterschiedlich sind. Schon bei diesem PET zeigte sich, dass Marie-Theres wieder mit ihrem bekannten Problem kämpfte: bei Wettkämpfen in dieser Größenordnung setzt sie sich selber so sehr unter Druck, dass im Wettkampf die unbedingt notwendige Lockerheit fehlt. Die Trainingsergebnisse waren gut, sie blieb aber deutlich unter ihren Möglichkeiten. Anschließend an das Training gab es dann mehrere Gespräche mit den Trainern, um Marie-Theres den selbst auferlegten Druck zu nehmen.
Wettkampf
Am Wettkampftag zeigte sich dann, dass die Gespräche vom Vortag nicht wirklich etwas gebracht hatten: Marie-Theres wirkte schon vor dem Wettkampf wieder extrem verkrampft. Und die Auswirkung zeigte sich schon in den Probeschüssen. Einer der Nationaltrainer formulierte es (mit einem Schmunzeln) nach dem Wettkampf sehr treffend: „die Probe war fast schon unterirdisch schlecht. Wir wissen alle, dass sie sehr viel mehr kann“.
Nachdem der Wettkampf gestartet wurde, schien es auf einmal, als ob Marie-Theres ihre Lockerheit wiedergefunden hatte. Nach fünf Schüssen hatte sie einen Schnitt von 10,56 Ringen pro Schuss erzielt. Ein unglaublicher Schnitt! Dann kam aber der Einbruch. Dank der ausgezeichneten ersten Schüssen fiel die erste Zehnerserien mit 103,6 Ringe noch sehr gut aus, danach lief allerdings vorerst nichts mehr. 101,7 und sogar 100,4 in den Serien 2 und 3 waren eindeutig zu wenig. Danach konnte man ihrer Körpersprache richtiggehend ansehen, dass sie den Wettkampf geistig abhakte. Und plötzlich war die notwendige Lockerheit da: 104,7 Ringe in Serie 4 zeigten, was möglich wäre. Am Ende erzielte Marie-Theres 410,4 (391) Ringe. An und für sich ein ein sehr gutes Ergebnis, bei einer solchen Veranstaltung reichte das aber gerade einmal für Rang 60.
In der Mannschaftswertung erzielte das Österreichische Team (Marie-Theres, Olivia Hofmann, Franziska Peer) Rang 5. Schmerzhaft: auf Rang 3 und somit auf die Bronzemedaille fehlten gerade einmal 0,9 Ringe. Auf Rang zwei fehlten 2 Ringe. Zumindest die 0,9 Ringe auf Bronze wäre bei jeder der drei Starterinnen locker drinnen gewesen.
Teambewerb
Bei dieser Europameisterschaft wurde als Test ein Teambewerb durchgeführt. Die ersten acht Teams der Mannschaftswertung traten in einem neuen Modus gegeneinander an: dabei macht jeder Schütze 20 Schuss. Am Ende werden die 60 Schuss zusammen gezählt und die Mannschaft mit dem besseren Ergebnis steigt in die nächste Runde auf. Im ersten Durchgang traf Österreich auf die Schützinnen aus Serbien. 208,0 (Hofmann), 203,8 (Peer) und 205,8 von Marie-Theres waren um 3 Ringe zu wenig um in die nächste Runde aufzusteigen.
Fazit
Wieder einmal hat sich Marie-Theres das Leben unnötig schwer gemacht, indem sie sich selber zu stark unter Druck setzte. Druck, den es von Seiten ihrer Trainer nicht gab, da ganz klar war, dass ihre erste Saison in der Frauenklasse nur dazu da ist, um Erfahrung zu sammeln. Das Motto für die nächsten Wochen und Monate muss also lauten: weiter arbeiten und versuchen, weniger verkrampft an die wirklich großen Wettkämpfe heran zu gehen.
Genau genommen war es für Marie-Theres bereits eine tolle Leistung, überhaupt die Qualifikation für die EM zu schaffen. Mit dem Ergebnis von 410,4 Ringen (391 auf Ganze) wäre sie auf nationaler Ebene bei sämtlichen Wettkämpfen ganz vorne mit dabei. Die Schützengilde Roppen möchte ihr daher hiermit ganz herzlich zur EM-Teilnahme und dem erreichten Ergebnis gratulieren und wir freuen uns schon auf ihre nächsten internationalen Einsätze.