Armbrust WM2015
Wie schon berichtet vertraten unsere Schützinnen Katharina und Marie-Theres Auer Österreich bei der Armbrust Weltmeisterschaft 2015, welche vom 18. bis zum 27. August im sibirischen Ulan-Ude stattfand. Und wie schon in den vergangenen Jahren bewiesen sie, dass sie zu den ganz wichtigen Stützen der Österreichischen Nationalmannschaft gehören.
Anreise
Ulan-Ude liegt in Südsibirien, ist die Hauptstadt der russischen Teilrepublik Buryatiya und liegt knapp 150 km östlich des Baikalsees. Bis zur mongolischen Grenze sind es gerade einmal 120 km. Die Hauptstadt der Mongolei, Ulaanbaatar, liegt knapp 400 km südlich von Ulan-Ude. Nachdem die 400.000 Einwohner zählende Stadt also nicht gerade ums nächste Eck liegt, war schon die Anreise nach Sibirien eine Herausforderung für sich. Zum einen kann Ulan-Ude nicht direkt aus Mitteleuropa angeflogen werden und zum anderen musste die empfindliche Ausrüstung die lange Reise unbeschadet überstehen. Vor Ort besteht keine Möglichkeit, kleinere oder größere Defekte reparieren zu lassen.
Um das erste Problem kümmerten sich die russischen Veranstalter. Sie organisierten einen Charterflug von Frankfurt nach Ulan-Ude und wieder zurück. Dieses Flugzeug transportierte Starter und Funktionäre aus insgesamt 9 Nationen auf direktem Weg nach Sibirien. Die Kosten musste natürlich die teilnehmenden Nationen selber tragen, den organisatorischen Teil übernahm das russische WM-Komitee. Dabei zeigte sich schon, was sich während der gesamten Veranstaltung fortsetzte: die Veranstalter hatten nichts dem Zufall überlassen und konnten mit einer perfekten Organisation beeindrucken.
Um den sicheren Transport der Armbrüste und der restlichen Ausrüstung zu gewährleisten, entwickelte Georg Kostenzer von der SG Münster eigene Transportkoffer aus Aluminium, welche jeweils zwei Sportgeräte samt Zubehör aufnehmen können. Dank dieser Koffer, welche er er den Schützen zum Selbstkostenpreis zur Verfügung stellte, kam die komplette Ausrüstung unbeschadet am Zielort an.
Am Flughafen in Ulan-Ude gab es dann noch eine kleine Schrecksekunde für Katharina: die nationalen Verbände mussten im Vorfeld Typ und Seriennummer aller Armbrüste (gelten bei uns als Sportgeräte, in Russland jedoch als Waffe) anmelden. Dabei dürfte irgendwo im ÖSB ein kleiner Fehler unterlaufen sein, der dazu führte, dass die Armbrust von Katharina nicht auf der Liste stand, die Armbrust von Marie-Theres dafür doppelt. Letztendlich konnte der Irrtum von der Delegationsleitung im Zuge der dreistündigen Sicherheitskontrolle aufgeklärt werden und Katharina durfte ihre Armbrust nach Russland einführen. Unterstützt wurde die Delegationsleistung dabei von der lokalen Dolmetscherin, welche vom Veranstalter jeder Delegation zur Verfügung gestellt wurde.
Nach insgesamt 23 Stunden Anreise konnten unsere Sportschützen dann endlich ihr Hotel in Ulan-Ude beziehen. Danach blieben ihnen gerade mal 2 Stunden Pause, ehe es auf den Schießstand zur Akkreditierung und zum ersten Training ging.
Baikal Cup
Im Vorfeld der Weltmeisterschaft wurde von den Veranstaltern der Baikal Cup ausgeschrieben. Da dieser Wettkampf in der WM-Halle stattfand, nutzte der Großteil der WM-Starter den Bewerb, um sich mit der Halle vertraut zu machen. Während Katharina als eine der Wenigen auf einen Start verzichtete, trat Marie-Theres im Bewerb U23 weiblich an. Mit 388 Ringen bestätigte sie ihre aktuelle Form und holte sich im äußerst starken Starterfeld Rang 3.
Silber und Rang 9 für Katharina
Aufgrund ihres Sieges bei den Austria Open zählte Katharina zum erweitern Kreis der Sieganwärterinnen. Eine Rolle, mit welcher sie normalerweise gut zurecht kommt. Diesmal aber machte sie sich selber zu viel Druck und begann ungewohnt nervös. Das zeigte sich schon daran, dass sie extrem viele Probeschüsse benötigte, ehe sie mit dem Wettkampf startete. Und trotzdem begann sie mit 3 Neunerwertungen. Danach bekam sie ihre Nervosität sehr gut in den Griff. in den nächsten 27 Schüssen traf sie dann 25x in die 10 und mit 96, 99 und 100 war sie unter den Top 3 Starterinnen. Dann wurde der selbst auferlegte Druck aber endgültig zu viel: mit 91 Ringen in Serie 4 fiel sie auf den undankbaren 9. Rang zurück. Ringgleich mit der Achten verfehlte sie den begehrten Finalplatz nur hauchdünn.
Mit diesen Ergebnis war sie aber die beste Starterin aus der Österreichischen Nationalmannschaft und gemeinsam mit Sonja Strillinger (Rang 10) und Franziska Peer (Rang 11) durfte sie sich über Rang 2 und damit über die Silbermedaille in der Mannschaftswertung freuen. Gold ging an die überragende Mannschaft aus dem Gastgeberland Russland.
Rang 5 für Marie-Theres
Hatte Marie-Theres beim Baikal Cup noch gezeigt, dass auch sie mit der absoluten Spitze mithalten kann, fehlte ihr beim EM-Wettkampf ein wenig das notwendige Glück. Mehrere knappe Schüsse, welche alle nach unten gewertet wurden, führten dazu, dass sie in Serie 3 nur 94 Ringe erzielte. So standen am Ende mit 97, 94, 97 und 96 gute 384 Ringe zu Buche, welche zwar Rang 8 und somit einen Finalplatz bedeuteten, um aber in den Kampf um die Medaillen einzugreifen, war das zu wenig. Mit dem Ergebnis aus dem Baikal Cup wäre sie im Kampf um die Podestplätze dabei gewesen. So blieb ihr nur mehr die Möglichkeit, noch den einen oder anderen Rang aufzuholen. Mit dem zweitbesten Finalergebnis von 96 Ringen gelang ihr das dann auch eindrucksvoll und so erreichte sie in der Endabrechnung den hervorragenden 5. Gesamtrang.
Mit dieser Platzierung war auch sie die beste Starterin des ÖSB in ihrer Klasse. Da ihre beiden Mitstreiterinnen aber teilweise deutlich zurück fielen, war in der Mannschaftswertung leider nicht mehr als Rang 5 möglich. Auf Rang 3 fehlten 11 Ringe.
Organisation und Rahmenprogramm
Wie oben schon beschrieben, konnten die Russischen Veranstalter mit einer ausgezeichneten Organisation beeindrucken. Die Eröffnungsfeier und die Siegerehrung des Baikal Cup fanden am Hauptplatz von Uland-Ude mit seinem beeindruckenden Lenindenkmal statt. Den Abschluss der dreistündigen Eröffnungsfeier mit Künstlern, Artisten und Showprogrammen bildete ein 15-minütiges Feuerwerk. Nicht weniger aufwändig gestaltet sich dann die Abschlussfeier inkl. Festbankett und Siegerehrung, welche in der kurzfristig umgebauten Wettkampfhalle abgehalten wurde.
Die Wettkampfhalle für die Bewerbe über 10 Meter wurde von den Veranstaltern so gestaltet, dass man als Schütze und Besucher den Eindruck vermittelt bekam, man stehe direkt am Baikalsee. Die Lichtverhältnisse waren ausgezeichnet und die Betreuung der Schützen funktionierte ausgezeichnet. Etwas ungewohnt für mitteleuropäische Verhältnisse: jeden Morgen wurden die kompletten Wettkampfstätten mit Sprengstoffhunden penibel abgesucht. Wie überhaupt die gesamten Sicherheitsvorkehrungen gewöhnungsbedürftig waren.
Nach der eigentlichen Weltmeisterschaft luden die Veranstalter noch zu einem sportlichen Abschlussbewerb mit Laufen und verschiedenen Schießdisziplinen (Pistole, Bogen, Fieldarmbrust, …) und zu einer Rundreise an den 150 km entfernten Baikalsee. Bei dieser Gelegenheit ließ es sich die Österreichische Delegation nicht nehmen, ein erfrischendes Bad im 11 Grad kalten Baikalsee zu nehmen.
Zusammenfassung
Abschließend ist zu sagen, dass diese Weltmeisterschaften unseren beiden Sportlerinnen wohl noch sehr lange in Erinnerung bleiben werden. Einerseits konnten sie wieder einmal beweisen, dass sie zur absoluten Weltspitze gehören und eine wichtige Stütze im Österreichischen Nationalteam bilden. Das beweist auch der Umstand, dass Katharina in ihrer so kurzen Karriere ihre inzwischen 4 Medaille bei Europa- oder Weltmeisterschaften erringen konnte. Andererseits konnten die Schwestern so viele bleibende Eindrücke einer ganz anderen, fernen Kultur mitnehmen.