Silber und Bronze bei Armbrust EM
Wie schon berichtet fand vom 10. bis zum 15. Juli die Armbrust Europameisterschaft 2016 statt. Austragungsort war die Schießanlage Albisgüetli im schweizerischen Zürich, einem der wohl traditionsreichsten Schießstände der Schweiz. Mit Katharina und Marie-Theres Auer haben sich auch heuer wieder unsere zwei Paradeschützinnen für dieses Großereignis qualifiziert. Und auch heuer durften beide aufgrund der zuletzt gezeigten Leistungen zum erweiterten Kreis der Medaillenanwärterinnen gezählt werden.
Für die 10 Meter Bewerbe wurde der schöne Festsaal der Schießanlage zu einem Schießstand mit 30 Armbrustständen umgebaut. Dadurch entstand wohl eine der schönsten Schießhallen, welche die Schützen in den letzten Jahren gesehen haben. Allerdings unterlief den Organisatoren bei der Lichtgestaltung ein großer Fehler: um die notwendigen Lichtverhältnisse zu schaffen, wurden knapp 2,5 Meter oberhalb der Schützen eine Traverse angebracht, auf welcher in einem Abstand von knapp 3 Metern starke Hochleistungsstrahler montiert wurden. Diese Strahler sorgten einerseits für eine extreme Hitzeentwicklung und – je nach Standort der Schützen – für ungemein schwierige Licht- und somit Sichtverhältnisse. Die Schützen klagten über zu starke Lichtkontraste, Spiegelungen im Ringkorn (nahezu jeder Schütze schießt inzwischen mit einem Ringkorn aus Glas) und Reflektionen in der Wasserwaage. Das Ergebnis war, dass bei diesen Bewerben zum Großteil sehr schlechte Ergebnisse geschossen wurden. Die durchschnittlichen Ergebnisse lagen deutlich unter den Ergebnissen der letzten Jahre.
Dementsprechend schlecht waren auch die Ergebnisse unserer beiden Schützinnen beim Training. Katharina kam mit den Verhältnissen gar nicht zurecht und produzierte Schussbilder, wie man sie von ihr das ganze Jahr nicht zu sehen bekommt. Entsprechend frustriert war sie nach ihrer Trainingseinheit. Die gleichen Probleme hatte anfänglich auch Marie-Theres, sie kam aber im Verlauf des Trainings immer besser zurecht und war letztendlich mit ihren Trainingsergebnissen halbwegs zufrieden.
Grunddurchgang Frauen
Am nächsten Tag war dann Katharina in der Klasse Frauen an der Reihe. Schon in der Vorbereitung zeigte sie eine ungewöhnliche Nervosität. Ob diese Nervosität vom schlechten Training vom Vortag her rührte oder ob sie sich selber einfach zu sehr unter Druck setzte, konnte sie nachher nicht wirklich sagen. Auf jeden Fall steigerte sich diese Nervosität noch einmal, als der Wettkampf eröffnet wurde. Katharina versuchte zwar, diese durch außergewöhnlich viele Probeschüsse irgendwie in den Griff zu bekommen – leider vergeblich. In der Phase war ihre Nervosität sogar vom Zuschauerbereich aus sichtbar und regelrecht greifbar. Dementsprechend landeten die ersten fünf Wettkampfschüsse alle nur in der 9. Als dann der 7 Schuss ebenfalls eine Neun war, unterbrach sie den Wettkampf und verließ den Stand. In einem längeren Gespräch mit Papa und Trainer Hans-Hermann versuchte dieser, ihr die Anspannung ein wenig zu nehmen.
Offensichtlich mit Erfolg. Nachdem sie den Wettkampf wieder aufgenommen hatte, schoss sie in den verbleibenden 33 Schüssen nur mehr 5 Neuerwertungen. Die restlichen Schüsse landeten alle im Zehner. Dank dieser ausgezeichneten Leistung konnte sie sich im Grunddurchgang mit 389 Ringen auf Rang 4 platzieren. Allerdings schon mit einigem Respektabstand auf die Podestplätze: die führende Russin hatte einen Vorsprung von 5 Ringen, der Rückstand auf die ebenfalls vor ihr liegenden Starterinnen aus Deutschland betrug 4 bzw. 3 Ringe. Damit war klar, dass es unter diesen Voraussetzungen einen regelrechten Kraftakt brauchen wird, um eine Medaille zu holen. Gleichzeitig lauerten hinter ihr die Gegnerinnen mit einem Minimalabstand von einem bzw. zwei Ringen.
In der Mannschaftswertung erreichte sie mit diesem Ergebnis gemeinsam mit Sonja Strillinger (SG Angerberg) und Regina Time (Oberösterreich) den dritten Rang und somit ihre nächste Medaille bei einer EM.
Grunddurchgang U23 weiblich
Am Mittwoch war dann Marie-Theres in der Klasse U23 weiblich an der Reihe. Sie wirkte während der gesamten Wettkampfvorbereitung ungemein locker und entspannt. Eine Lockerheit, die sie in letzter Zeit bei mehreren großen Wettkämpfen gezeigt hatte, bei denen sie dann immer überdurchschnittlich gut abschnitt (Staatsmeisterschaft, Austria Open, …). Aber schon während der Probe zeigten sich dann die ersten Probleme. Sie musste im Wettkampf genau unter einem der besagten Strahler schießen, was bei ihr Reflektionen und Spiegelungen in der Wasserwaage und im Ringkorn verursacht. Kurzfristig wurde dann mittels dunklem Klebeband versucht das abzustellen, was aber nur teilweise gelang.
Im Wettkampf hatte sie dann die selben Probleme, welche ihr schon im Training zu schaffen machten: sie konnte nicht genau sagen, wo ihre Schüsse landen werden. Im Gegensatz zum Training bekam sie diese Probleme im Wettkampf dann aber nicht in den Griff. Am Ende musste sie sich mit einem enttäuschenden Ergebnis von 380 Ringen begnügen. In den letzten Jahren hätte so ein Ergebnis nicht ansatzweise für einen Finalplatz gereicht. Nachdem aber auch die meisten Gegnerinnen mit den Lichtverhältnissen nicht wirklich zurecht kamen, reichte es mit Rang 8 gerade noch für den Einzug ins Finale. Auf die Podestplätze fehlten ihr damit vor dem Finale 10 (Rang 1), 7 (Rang 2) bzw. 5 Ringe (Rang 3). Sehr wahrscheinlich zu viel, um das in einem Finale noch aufzuholen. Dass sie damit so wie in den letzten Jahr wieder die beste Österreicherin war, war nur ein schwacher Trost.
Nachdem ihre Mannschaftskolleginnen nicht annähernd an ihre normale Leistung heran kamen, reichte es in der Mannschaftswertung nur für den enttäuschenden 5. Gesamtrang.
Finale Frauen
Vor und während dem Finale war dann bei Katharina von Nervosität keine Spur mehr zu sehen. Hochkonzentriert spulte sie ihr gewohntes Vorbereitungsritual herunter. Es war förmlich zu spüren, dass sie die Hoffnung auf eine Medaille noch nicht aufgegeben hatte.
Dementsprechend starte sie dann in die Finalserie. Die ersten 8 Schüsse waren alle perfekte 10-er. An dieser Konstanz zerbrachen ihre Gegnerinnen reihenweise . Zu dem Zeitpunkt hatte sie der nach dem Grunddurchgang führenden Russin Anna Sushko schon 7 Ringe abgenommen und lag auf Rang 3 der Zwischenwertung. An die vor ihr liegenden deutschen Gegnerinnen Korber und Walo hatte sie sich schon bis auf zwei Ringe (Korber) bzw. einen Ring (Walo) heran gekämpft. Der neunte Schuss musste dann von der Jury gestochen werden und wurde zu einer 9 abgewertet. Hat das Publikum bei allen anderen Schützen bei einer 9 applaudiert, war im Falle von Katharina nur ein enttäuschtes Raunen zu hören. Alle hatten schon mit einem sauberen 100-er gerechnet. Nachdem sich auch Walo nicht absetzen konnte, blieb es vor dem letzten Schuss beim knappen Rückstand von nur einem Ring auf die Silbermedaille. Der letzte Schuss passte dann bei Katharina wieder, während Walo ihren Nerven Tribut zollen musste. Nach einer 8 fand die sich plötzlich auf Rang 3 wieder, während Katharina mit dem allerletzten Schuss noch Silber holen konnte. Das sensationelle Finalergebnis von 99 Ringen stellte zugleich das beste Finalergebnis der gesamten Europameisterschaft dar. In keiner Klasse und keinem Bewerb gelang einem Schützen ein vergleichbares Ergebnis.
Finale U23 weiblich
Leider bekam Marie-Theres auch im Finale ihre Probleme nicht in den Griff. Obwohl sie laut eigener Aussage ein gutes Gefühl hatte, lagen die Schüsse mehrheitlich nicht da, wo sie hätten sein sollen. 94 Ringe sind für eine Finalserie bei einem solchen Bewerb sicherlich kein schlechtes Ergebnis, dass Marie-Theres aber in der Lage ist, deutlich mehr zu schießen, hat sie in der Vergangenheit schon häufig gezeigt. Im Endklassement gelang ihr damit zwar noch eine Verbesserung von Rang 8 auf Rang 6, in Anbetracht der hohen Erwartungshaltung war sie am Ende aber schwer enttäuscht.
Fazit
Katharina konnte bei dieser EM die Medaillen 5 und 6 bei einem Armbrust-Großereignis (WM oder EM) erringen. Damit hat sie bisher noch bei jedem Antreten zumindest einen Podestplatz erzielt. Auch wenn sie selber enttäuscht war: realistisch betrachtet ist der 6. Gesamtrang bei einer Europameisterschaft, den Marie-Theres geholt hat, ein absolutes Topergebnis. Die Schützengilde Roppen gratuliert beiden Starterinnen zu ihren ausgezeichneten Leistungen.
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