Österreichische Staatsmeisterschaften 2019
Mit fünf Startern war die Schützengilde Roppen bei der diesjährigen Österreichischen Meisterschaft und Staatsmeisterschaft Luft, welche vom 28. bis zum 31. März in Ried im Innkreis (Oberösterreich) über die Bühne ging, wieder sehr stark vertreten. Norbert Stefani und Hans-Hermann Auer starteten in der Klasse Senioren 1, Johannes Stefani bei den Männern. Bei den Frauen waren Marie-Theres Auer und Franziska Stefani am Start. Eigentlich hätte unsere Gilde sogar 6 Teilnehmer stellen könne: bei den Frauen hätte sich Katharina Auer als Beste der Ausscheidung ebenfalls qualifiziert. Unsere beständigste Medaillensammlerin der letzten Jahre musste ihre Teilnahme jedoch aus terminlichen Gründen absagen.
Senioren 1
Hans-Hermann hatte sich durch seine guten Ergebnisse bei Bezirks- und Landesmeisterschaft für die Mannschaft Tirol 1 qualifiziert. Aufgrund der letzten Ergebnisse war ihm eine Platzierung unter den Top 10 zuzutrauen. Aber schon beim Training am Vortag des Wettkampfs konnte er nicht annähernd an die zuletzt gezeigten Leistungen anschließen. Und die Probleme setzen sich im Wettkampf fort. Es passte überhaupt nichts und so erzielte Hans-Hermann mit enttäuschenden 387,0 Ringen sein mit Abstand schlechtestes Ergebnis der ganzen Saison. Was genau nicht gepasst hat, konnte er selber nicht sagen. Die Lichtverhältnisse in der Rieder Messehalle waren alles andere als optimal, aber diese Bedingungen galten für alle Starter. Und auch die Nervosität hat sich sehr in Grenzen gehalten. Mit Rang 28 ein Ergebnis zum Vergessen. Nachdem auch seine beiden Mitstreiter in der Mannschaft Tirol 1 deutlich unter ihren Möglichkeiten blieben, musste sich die Mannschaft mit Rang 4 zufrieden geben. Auf eine Medaille fehlten über 11 Ringe.
Norbert war erst aufgrund seiner guten Leistung bei der Landesmeisterschaft in das Tiroler Aufgebot gerutscht. Im Training ging es ihm ähnliche wie Hans-Hermann. Daher waren auch die Erwartungen am Wettkampftag nicht wirklich hoch angesetzt. Aber Norbert konnte sich gegenüber dem Training deutlich steigern. Mit 394,4 Ringen konnte er sein schon sehr gutes Ergebnis der Tiroler Meisterschaft noch einmal übertreffen. Im Endklassement belegte er damit als drittbester Tiroler Rang 13.
Männer
Für Johannes galt es in der Männerklasse einfach ein für ihn selber zufriedenstellendes Ergebnis zu liefern. Von den persönlichen Möglichkeiten war ein Platz im Finale ganz klar unerreichbar. Als persönliches Ziel hatte sich Johannes somit ein Ergebnis über 600 Ringe gesetzt. Angesicht des Drucks, der bei einer solchen Meisterschaft herrscht und der schwierigen Bedingungen ein Ziel, welches machbar ist, dazu muss aber alles passen.
Im Training allerdings hat nichts gepasst und Johannes war deutlich unter seinen Möglichkeiten geblieben. Im Wettkampf schien es dann zuerst, als ob sich die Tendenz aus dem Training fortsetzen würde. Schlechte Neuner in der ersten Zehnerserie und gar eine 8,7 in Serie 2 ließen die Hochrechnung sofort deutlich unter die angepeilte 600-er Marke rutschen. Danach lief es aber immer besser und Johannes konnte seine Zehnerserien um die 101 Ringe herum stabilisieren. Am Ende erzielte er mit 604,2 Ringen (587 auf ganze Ringe) das angepeilte, wirklich gute Ergebnis. Damit belegte er Rang 27 unter 43 Starter.
Frauen Grunddurchgang
Marie-Theres war ganz klar mit dem Vorsatz zur Staatsmeisterschaft gefahren, die Heimreise mit zumindest einer Medaille antreten zu können. Als Mitglied im Kader des ÖSB zählt man automatisch zum erweiterten Favoritenkreis, wobei ihre Kaderkolleginnen zuletzt bei der Europameisterschaften ihre ausgezeichnete Form unter Beweis gestellt haben. In der Qualifikation für die Mannschaft hatte sie im letzten Moment den Sprung in die Einsermannschaft Tirol versäumt, welche quasi als Garant für den Staatsmeistertitel gilt. Aber auch mit der Mannschaft Tirol 2 standen die Chancen auf eine Medaille gut.
Obwohl in der Qualifikation nicht unbedingt ganz vorne, wurde ein wenig überraschend auch unsere zweite Starterin, Franziska Stefani, vom Tiroler Landessportleiter in die Mannschaft Tirol 2 nominiert. Neben dem zuletzt gezeigten Formanstieg war es vor allem Franzis Leistung bei der Tiroler Meisterschaft, die einen tiefen Eindruck hinterlassen hatte. Wie sie die Goldmedaille mit einem sensationellen Finish doch noch für unsere Mannschaft gesichert hatte, hatte neben den anwesenden Zuschauern eben auch den Landessportleiter beeindruckt. So komplettierte sie neben den erfahrenen Schützinnen Marie-Theres und Sonja Embacher von den Söller Sportschützen die Tiroler Zweiermannschaft.
Das gemeinsame Training hätte unterschiedlicher nicht verlaufen können. Marie-Theres haderte lange Zeit mit Stellung und Sichtverhältnissen und schoss deutlich unter ihren Möglichkeiten. Irgendwann fand sie dann doch noch ihren Rhythmus und konnte das Training mit zwei guten Zehnerserien beenden. Franziska hingegen kam mit den Bedingungen auf Anhieb super zurecht und lieferte ein beeindruckendes Training ab.
Im Wettkampf zeigte sich dann ein ähnliches Bild. Bei Marie-Theres wurden Topzehner immer wieder von für ihre Verhältnisse sehr schlechten Schüssen unterbrochen. Das gipfelte in 9,5 und 8,8 unmittelbar hintereinander in Serie 1. Die daraus resultierende Unsicherheit konnte sie lange Zeit nicht ablegen. Nach 40 Schüssen zeigte die Anzeige einen Zwischenstand von 410,0 an. Das hätte gerade einmal für Rang 10 und somit für keinen Finalplatz gereicht. Danach konnte sie aber dann doch ihre Kämpferqualitäten auspacken. Mit 103,4 und 105,2 in den letzten beiden Serien rette sie ein halbwegs zufriedenstellendes Ergebnis von 618,6 Ringen (590 auf ganze Ringe). Damit schaffte sie als 6. doch noch den Einzug ins Finale.
Trotz einer einer schwachen zweiten Serie lag Franziska nach 40 Schüssen mit 410,3 Ringen knapp vor Marie-Theres. Zu dem Zeitpunkt hätte das für Rang 7 gereicht. Für sie eine ausgezeichnete Platzierung. Ähnlich wie bei der Landesmeisterschaft sorgte sie bis zur letzten Minute für Hochspannung, schoss sie doch von allen Frauen mit Abstand am langsamsten. Und die ganze Zeit wurde hinter ihr fieberhaft gerechnet. Vor den letzten drei Schüssen war klar, dass sie sich mit 3x 10,4 noch für das Finale der besten 8 Schützinnen qualifizieren könnte. Mit 3x 10,5 könnte sie ihrer Mannschaft zudem noch die Silbermedaille sichern. Und wieder zeigte sie unglaubliche Nervenstärke. 10,7, 10,1 und zum Abschluss noch 10,8 bedeuteten ein sensationelles Ergebnis von 616,3 Ringen (588 auf ganze Ringe). Damit konnte sie ihr Ergebnis von der Landesmeisterschaft noch einmal übertreffen, sicherte sich mit Rang 8 den nie für möglich gehaltenen Finalplatz und für die Mannschaft Tirol 2 die Silbermedaille. Die Schützengilde Roppen war somit die einzige Gilde, welche in den allgemeinen Klassen zwei Starter ins selben Finale bringen konnte. Beide Starterinnen durften sich zudem über Silber in der Mannschaft freuen.
Finale Frauen
Franziska
Nach der ersten Fünferserie lagen unsere beiden Schützinnen mit jeweils 5 Zehnern im Mittelfeld. Franziska mit 51,6 auf Rang 3, Marie-Theres mit 51,4 auf Rang 5. In der zweiten Fünferserie konnte Franziska dann diesen Level nicht mehr ganz halten. Mit 101,7 Ringen nach 10 Schüsse lag sie aber immer noch auf Rang 5. Vor ihr die Gewinnerin der Bronzemedaille bei der Europameisterschaft, Franziska Peer, die im Grunddurchgang mit 631,6 Ringen einen neuen Österreichischen Fabelrekord aufgestellt hatte. Hinter Franziska lauerte mit Marlene Pribitzer eine weitere EM-Starterin. Pribitzer konnte Franziska dann noch weitere 4 Schüsse auf Distanz halten, ehe sie sich mit zwei schwachen 9-ern letztendlich doch geschlagen geben musste. Diesen sensationellen Tag krönte Franziska somit mit Rang 6 im Finale der Frauen. Vor ihr lagen nur mehr die 5 Kaderschützinnen des Österreichischen Schützenbundes. Und auch denen musste sie sich erst nach hartem Kampf beugen. Die inoffizielle Wertung der Nicht-Kaderschützinnen hat sie also eindeutig für sich entscheiden können.
Marie-Theres
Während sich Franziska also im hinteren Feld mit Peer und Pribitzer einen spannenden Kampf lieferte, lief Marie-Theres zu Höchstform auf: 52,5 in Serie zwei bedeuteten nach 10 Schüssen 103,9 Ringe. Damit lag sie bereits auf Rang 2. Lediglich Österreichs international erfahrenste Schützin, Olympia-Finalistin Olivia Hofmann, lag mit 104,6 Ringen schon deutlich vor ihr. Dauerrivalin Nadine Ungerank, die schon bei der Landesmeisterschaft gegen Marie-Theres den Kürzeren gezogen hatte, lag bereits mit Respektabstand auf Rang 3, während Peer, unsere Franziska und Pribitzer recht schnell keine Chance mehr auf eine Medaille hatten. Und Marie-Theres legte nach: Mit 10,6 10,7 und 10,3 schob sie sich immer näher an Hofmann heran. Mit einer dicken 10,9 im 14. Schuss übernahm sie erstmals die Führung um 0,4 Ringe. Ungerank konnte da schon nicht mehr mithalten. Mit zweimal 10,8 in den nächsten vier Schüssen kämpfte sich Hofmann aber wieder zurück und holte sich die Führung um 0,2 Ringe zurück. Prompt folgte der Konter von Marie-Theres: mit 10,7 und 10,6 holte sie sich die Führung nach 20 Finalschüssen neuerlich zurück. In den 10 Einzelschüssen hatte sie damit sagenhafte 105,0 Ringe erzielt. Zu dem Zeitpunkt war sie die einzige Schützin, die noch keine Neun geschossen hatte. In den letzten vier Finalschüssen spielte dann Hofmann aber ihre ganze Erfahrung aus. Ihren drei 10,8 hintereinander hatte Marie-Theres nichts mehr entgegen zu setzen. Nachdem nach 22 Schüssen klar war, dass die Positionen endgültig bezogen sind, fiel auch die Konzentration bei Marie-Theres ab und die letzte beiden Schüsse waren mit 9,8 und 9,9 nicht mehr ganz so präzise. Somit konnte Hofmann mit den letzten 4 Schüssen den Vorsprung noch auf 2 Ringe ausbauen.
Damit hatte sich Marie-Theres neben Silber mit der Mannschaft noch den Vize-Staatsmeistertitel gesichert. 249,0 Ringe von Marie-Theres waren übrigens das zweitbeste Finalergebnis der gesamten Staatsmeisterschaft. Deutlich höher als beispielsweise bei den Herren. Dass dieses Ergebnis im letzten Jahr locker zum Gewinn des Staatsmeistertitels gereicht hätte zeigt, auf welchen Niveau Hofmann und Marie-Theres heuer geschossen haben.
Fazit
Fünf Starter bei den Österreichischen Meisterschaften sind für eine vergleichsweise kleine Gilde schon ein schöner Erfolg. Noch dazu in Tirol, dem Bundesland mit der größten Leistungsdichte. Es kann nämlich jedes Bundesland gleich viele Starter pro Bewerb stellen – egal, wie hoch die Dichte ist. Das bedingt, dass ein Startplatz im Tiroler Aufgebot ungleich schwieriger zu erreichen ist als in jedem anderen Bundesland. Allein schon dabei zu sein, darf als großer Erfolg gewertet werden.
Dass unserer Starter aber nicht nur dabei sein wollen, sondern zumindest teilweise ganz vorne mitmischen, haben vor allem die Frauen wieder eindrucksvoll gezeigt. Drei Silbermedaillen und ein weiterer Finalplatz in der Frauenklasse sind ein beeindruckendes Ergebnis. Auch Johannes hat das Maximum aus seinen Möglichkeiten heraus geholt. Lediglich bei den Senioren wäre ein wenig mehr drinnen gewesen. Aber die Österreichische Meisterschaft ist der höchste Wettkampf und in diesem Bewerb seine Leistung immer auf Knopfdruck abzurufen ist nicht immer einfach. Umso höher ist die Leistung unserer Medaillengewinnerinnen einzuschätzen. Die Schützengilde Roppen gratuliert allen Startern recht herzlich.