Österreichische Staatsmeisterschaften 2017
Seit 2008 gab es nur eine Staatsmeisterschaft, bei der unsere Sportschützen komplett ohne Medaille nach Hause fahren mussten. Und obwohl unsere beständigste Medaillensammlerin der letzten Jahre, Katharina, aus beruflichen Gründen auf einen Start verzichten musste, war unsere Gilde auch 2017 wieder zweimal am Siegespodest vertreten.
Die Staatsmeisterschaften und Österreichischen Meisterschaften 2017 gingen vom 30. März bis zum 02. April in Kärnten über die Bühne. Die Eventhalle in Wolfsberg gilt als eine der am schwersten zu schießenden Hallen, in denen Staatsmeisterschaften und Österreichische Meisterschaften abgehalten werden. Schon 2009 berichtete Hans-Hermann anlässlich seiner Titel 3 und 4, dass einerseits das Licht sehr schlecht und andererseits die Halleneinteilung für eine solche Veranstaltung alles andere als optimal ist. Im Unterschied zu fast allen Veranstaltungshallen befinden sich die Schützen, die Zuschauer, die Aussteller und die ganzen Stationen für die Ausrüstungskontrolle auf der selben Ebene ohne wirkliche Abtrennung. Lediglich hinter der Feuerlinie befindet sich eine provisorische Absperrung mit Absperrband. Aber wie heißt es so schön: die Bedingungen sind für alle gleich.
Senioren 1
Wie berichtet hat Norbert Stefani heuer erstmals die Qualifikation für die Österreichischen Meisterschaften geschafft. Wie jedes Jahr starteten die Senioren am Freitag als erstes in den Bewerb. Der erste Stress trat dann aber schon am Vortag auf: bei der Ausrüstungskontrolle passte die Überlappung der Schießjacke nicht. Nach kleinen „Umbauarbeiten“ an der Schießjacke war aber alles regelkonform.
Der Wettkampf begann dann dem Anlass entsprechend: sehr nervös! Die ersten beiden Zehnerserien konnte Norbert seine Leistung nicht wirklich abrufen. Danach legte sich dann die Nervosität und Serie 3 war dann schon ansprechend. Mit 101,1 Ringen in Serie 4 konnte Norbert dann noch ein paar Plätze gut machen. In der Endabrechnung belegte er mit 393,7 Ringen Rang 21. Wenn man bedenkt, dass es sich nicht um irgend einen Wettkampf, sondern um seine erste Teilnahme bei den Österreichischen Meisterschaft handelt, ein sehr gutes Ergebnis.
Nachdem er seine Serie abgeschossen hatte, folgte gleich noch die nächste Nervenbelastung: Norbert war zur Nachkontrolle ausgelost worden. Dabei wird der Schütze unmittelbar nach seinem letzten Schuss von der Standaufsicht aufgefordert, sein Gewehr zu nehmen und zur Ausrüstungskontrolle begleitet. Dort werden dann das Gewehr und die Ausrüstung (Hose und Jacke) noch einmal kontrolliert, ob wirklich alles regelkonform ist. Jeder Schütze fürchtet diese Nachkontrolle. Entspricht auch nur ein Parameter am Gewehr oder der Schießbekleidung nicht dem Regelwerk, wird der Schütze sofort disqualifiziert. Dabei muss man wissen, dass das Ergebnis dieser Prüfung sehr häufig auch davon abhängt, wer diese Prüfung macht. Die entsprechenden Geräte sind nicht ganz einfach zu bedienen und häufig werden solche Kontrollen von nur oberflächlich ausgebildeten Funktionären des jeweiligen Veranstalters durchgeführt. Aber bei der Kontrolle war alles OK und Rang 21 somit bestätigt.
Juniorinnen
Wie schon im Vorjahr hatte sich Arabella Schauer für das Tiroler Aufgebot qualifiziert. Nachdem Franziska und Marie-Theres heuer bei den Frauen antreten mussten, war sie unsere einzige Vertreterin in dieser Klasse. Bei ihr wiederholten sich dann die Probleme, welche Norbert schon am Tag zuvor gehabt hatte: die Überlappung der Jacke passte nicht. Also musste auch bei ihr der Werkzeugkasten ausgepackt werden, um die Knöpfe zu versetzen. Ein weiteres Problem gab es beim Gewehr: die Schaftkappe musste umgebaut werden. Die Schaftkappe ist jener Teil, mit dem der Schütze das Gewehr in der Schulter einsetzt. Nach den notwendigen Umbauarbeiten am Gewehr und der Jacke passierte die Ausrüstung dann die Kontrolle problemlos.
Im Vorjahr hatte sie mit 390,3 Ringen Rang 24 erreicht. Aufgrund der heuer gezeigten Leistungen konnte man auf eine klare Verbesserung hoffen. Aber auch sie startete extrem nervös in den Wettkampt und begrub mit 93,5 Ringen in Serie 1 alle Hoffnungen auf eine Überraschung. Am Ende standen 386,1 Ringe zu Buche. Dass sie es besser kann, hat sie heuer schon etliche Male gezeigt. Dass dieses doch etwas schwächere Ergebnis als im Vorjahr zu Rang 21 reichte, ist ein ganz klares Indiz dafür, dass unter den erschwerten Bedingungen in der Halle generell schwächere Ergebnisse erzielt wurden.
Die Parallele zu Norbert erschöpfte sich aber nicht nur darin, dass sie wie er auf Rang 21 landete: auch sie wurde zur Nachkontrolle ausgelost. Und auch bei ihr war alles OK und das Ergebnis somit bestätigt.
Wir sind sicher, dass Arabella auch im nächsten Jahr wieder für Tirol am Start sein wird. Dann hat sie die nächste Gelegenheit, ihre wahren Qualitäten auch bei Österreichischen Meisterschaften zu zeigen.
Frauen
Aus der Klasse der Juniorinnen zu den Frauen aufgerückt waren heuer Franziska Stefani und Marie-Theres Auer. Für Franziska galt: aufgrund ihrer zuletzt gezeigten Leistungen ist ein Platz unter den Top 10 oder sogar ein Finalplatz möglich, dazu braucht es aber eine sehr gute Serie, bei der alles zusammen passt. Umgekehrt wäre für Marie-Theres das Verpassen des Finales eine riesige Enttäuschung. Sie war zudem in die Mannschaft Tirol 2 nominiert, für die eine Medaille fast schon als Pflicht angesehen wurde.
Nachdem Marie-Theres in den letzten Monaten Ausrüstungskontrollen bei internationalen Wettkämpfen und der Europameisterschaft problemlos passiert hatte, kam bei ihr an der Stelle nicht der geringste Stress auf. Anders bei Franziska: auch bei ihr passte die Überlappung der Jacke nicht, und bei ihr kam noch dazu, dass das Material der Jacke angeblich viel zu steif war. Das war der Gau, den jeder Schütze fürchtet. An der Steifigkeit der Jacke kann kurzfristig wenig geändert werden. Man kann zwar versuchen, die Jacke durch Kneten, Klopfen und sonstiger mechanischer Einwirkung ein wenig geschmeidiger zu machen, viel bringt das aber auf die Schnelle nicht. Trotzdem wurde über eine halbe Stunde lang intensiv an der Jacke gearbeitet. Mehrere Kontrollen ergaben aber immer das selbe Ergebnis: die Jacke ist zu steif. An der Stelle muss man anmerken, dass Franziska im letzten Jahr mit der selben Jacke die Kontrolle anstandslos überstanden hatte. Nachdem dann an der Ausrüstungskontrolle die Funktionäre gewechselt hatten, war Franzis Jacke plötzlich ganz locker innerhalb der vorgeschriebenen Werte. Ein ganz klares Indiz dafür, dass die vorher eingesetzten Kampfrichter die Geräte nicht richtig bedient hatten.
Im Wettkampf lief es bei Franziska dann aber vom ersten Schuss an gar nicht gut. Sie kam in keiner einzigen Zehnerserie auch nur annähernd auf ein Ergebnis, welches sie im Normalfall in der Lage ist abzuliefern. Mit 401,8 wurde sie deutlich unter ihrem Wert geschlagen. Eine bitter Enttäuschung für sie. Aber auch bei ihr sind wir uns ganz sicher: sie wird auch im nächsten Jahr wieder dabei sein und dann klappt es vielleicht sogar mit einem Finalplatz.
So ganz nebenbei: mit diesem Ergebnis belegte sie wie Norbert und Arabella Rang 21. Und kaum zu glauben: auch sie wurde zur Nachkontrolle ausgelost, wobei auch bei ihr alles OK war. Drei von vier Startern der Gilde Roppen hatten also in ihrer Klasse den 21. Rang belegt und mussten anschließend zur gehassten Nachkontrolle. Es gibt manchmal faszinierende Zufälle!
Eine Woche vor der Staatsmeisterschaft hatte Marie-Theres einen internationalen Wettkampf in Dortmund absolviert. Dabei waren Probleme in ihrer Schießhand aufgetreten. Vermutlich eine Sehnenscheidenendzündung in der Stützhand. Diese Probleme machten sich schon beim Training am Vortag des eigentlichen Wettkampfs wieder bemerkbar. Im Wettkampf selber traten die Schmerzen dann schon nach ganz wenigen Schüssen auf. Kurzfristig sah es so aus, als ob Marie-Theres den Wettkampf abbrechen müsste. Nach einer kurzen Pause kehrte sie dann aber wieder an den Stand zurück und kämpfte sich durch den Grunddurchgang. Nach 30 Schuss sah es nicht so aus, als ob sie sich für das Finale der besten Acht qualifizieren könnte. Nur ein regelrechter Kraftakt in der vierten Zehnerserie brachten noch einmal 103,8 Ringe. Mit für ihre Verhältnisse schwachen 410,8 Ringen schaffte sie damit noch den Sprung auf Position 7 und somit ins Finale. Mit der Mannschaft Tirol 2 hatte sie Rang 2 hinter der Mannschaft Tirol 1 belegt. Die Silbermedaille war gesichert.
In der Zeit zwischen Grunddurchgang und Finale wurde dann verzweifelt versucht, die Stützhand mit kalten Umschlägen und Schmerzmitteln halbwegs schmerzfrei zu bekommen.
Finale Frauen
Vor dem Finale waren die Erwartungen entsprechen niedrig. Keiner wusste, wie lange die angeschlagene Hand durchhalten würde. Der Start in das Finale verlief dann aber sehr vielversprechend: nach der ersten 5-er Serie lag Marie-Theres auf Zwischenrang 3. Nach der nächsten 5-er Serie immerhin noch auf Rang 4. In die Einzelschüsse startete sie dann mit einer perfekten 10,9, was sie sofort auf Zwischenrang 2 spülte. Mit sechs weiteren schönen Zehnerwertungen konnte sie sich immer innerhalb der ersten drei Plätze halten. Dann machten sich langsam die Problem in der Hand bemerkbar. Die nächsten beiden Schüsse waren „nur“ mehr 10,0. Damit hatte sie es aber bereits unter die letzten vier Schützinnen geschafft. Sie lag zwar noch auf Zwischenrang 2, hinter ihr lauerten aber Sonja Strillinger mit einem Rückstand von 0,1 Ringen und Lisa Ungerank mit einem Rückstand von 0,2 Ringen. Ein guter Schuss trennte Marie-Theres noch von der sicheren Medaille. Und genau bei diesem wohl wichtigsten Schuss passierte es dann: während der Schussabgabe gab das Handgelenk nach und sie schoss nur eine 9,5. Damit wurde sie sowohl von Strillinger als auch Ungerank überholt und Marie-Theres musste als 4. aus dem Finale ausscheiden.
Die Enttäuschung war in dem Moment natürlich riesig. Betrachtet man das Ergebnis aber nüchtern, darf man mit dieser Platzierung mehr als nur zufrieden sein. Es war ihre erste Staatsmeisterschaft in der Frauenklasse. Zudem war sie durch ihre Problem im Handgelenk mehr als nur gehandicapt.
Luftpistole
Wie schon im letzten Jahr hatte Fabian Kluibenschädl in der Klasse der Jungschützen die Qualifikation für die Österreichischen Meisterschaften geschafft. Vor allem bei der Gildenmeisterschaft, aber auch bei der Tiroler Meisterschaft hatte er gezeigt, dass er momentan in einer sehr guten Form ist. Jetzt galt es, diese Form beim wichtigsten Wettkampf der Saison zu bestätigen. Und das gelang ihm mit Bravour: mit 343 Ringen sicherte er sich den ausgezeichneten Rang 5. Damit war er der beste Tiroler Starter in dieser Klasse und trug somit einen erheblichen Anteil dazu bei, dass die Mannschaft Tirol in der Mannschaftswertung Rang 3 und somit die Bronzemedaille erringen konnte.
Mit diesem Ergebnis hat er nicht nur die Medaille aus dem letzten Jahr erfolgreich verteidigt, sonder auch die zuletzt gezeigten Leistungen voll bestätigt.
Fazit
Wie schon in den letzten Jahren konnte sich die Gilde Roppen über Medaillen bei der Staatsmeisterschaft und den Österreichischen Meisterschaften freuen. Ein Umstand, der auf keinen Fall als Selbstverständlichkeit angesehen werden darf. Die Dichte im Schießsport wird immer höher und der Konkurrenzkampf immer härter. Umso erfreulicher, dass sich unsere Schützen in diesem Konkurrenzkampf immer wieder durchsetzen können. Sehr viele Gilden wären froh, könnten sie überhaupt Schützen zu diesem Meisterschaften schicken. Wir sind in der glücklichen Lage, dass unser Schützen um die Medaillen mitreden können. Das ist das Ergebnis der konsequenten und sehr guten Nachwuchsarbeit, welche unsere Trainer im Verein leisten. Und natürlich des überdurchschnittlichen Einsatzes, den die einzelnen Schützen dabei an den Tag legen.
Die Schützengilde gratuliert allen Startern zur Qualifikation und ganz besonders natürlich den beiden Medaillengewinnern Marie-Theres und Fabian. Wir freuen uns schon, wenn wir nächstes Jahr hoffentlich wieder über so erfolgreiche Meisterschaften berichten dürfen.