Armbrust Vizeweltmeisterin
Wie schon in früheren Berichten erwähnt haben sich unsere Armbrustschützinnen Katharina und Marie-Theres Auer für die 17. Armbrust Weltmeisterschaft 2014 vom 04. bis zum 10. August 2014 in Frankfurt am Main qualifiziert. Katharina wurde aufgrund ihrer letzten Ergebnisse bei internationalen Wettbewerben und den Österreichischen Meisterschaften als eine der Medaillenhoffnungen der Österreichischen Mannschaft gehandelt. Diese Hoffnungen verstärkten sich noch aufgrund ihrer sensationellen Trainingsergebnissen in der tollen, aber mit schwierigen Lichtverhältnissen ausgestatteten Armbrusthalle des Hessischen Schützenverbandes.
Beide starteten in der Klasse U23 weiblich. Jene Klasse, in der sich die Weltspitze in den letzten Jahren unglaublich weiter entwickelt hat. Im Moment werden international in der Klasse U23 weiblich die besseren Ergebnisse erzielt als in der Damen-Klasse. Die Entwicklung im Nachwuchsbereich der Armbrustschützen hat aber – neben der erfreulichen Seite, dass die Leistungen nach oben gehen – auch seine Schattenseiten. Noch nie wurde bei Welt- oder Europameisterschaften mit so vielen taktischen Fouls gearbeitet. Speziell die Schweiz und Frankreich versuchten immer wieder, Schützinnen und Schützen anderer Nationen aus dem Konzept zu bringen. Am ersten Tag versuchten die Schweizer erfolglos, mit einem Protest gegen die Armbrust-Stative der Österreicher unsere Schützen im 30 Meter Bewerb zu stören. Bei den U23 weiblich versuchten wiederum die Schweizer Betreuer, eine russische Starterin in der wichtigen Vorbereitungszeit zu stören indem sie bei der Schießleitung reklamierten, dass sie zu nahe an der neben ihr schießenden Schweizer Starterin stehe.
Grunddurchgang
Am Wettkampftag herrschte dann bei beiden Schützinnen höchste Anspannung. Marie-Theres war im Training nur bedingt mit den Bedingungen zurecht gekommen, Katharina hatte ihre Topform bestätigt, was aber den Druck noch mehr verstärkte, da sie damit bestätigte: sie kann in der Entscheidung um die Medaillen mitreden. Entsprechend angespannt begannen beide ihren Wettkampf. Vor allem Katharina war die Nervosität anzumerken. Die ersten zwanzig Schuss konnte sie nie ihren gewohnten Rhythmus finden. Es fehlte jene Lockerheit, welche sie normalerweise auszeichnet. In der ersten Zehnerserie konnte sie das noch durch Routine ausgleichen und setzte sich mit 98 Ringen an die Spitze des Starterfeldes. Nervöse 96 Ringe in Serie zwei warf sie aber im hochklassigen Starterfeld deutlich zurück. Mit 97 und 98 in den Serien 3 und 4 fand sie aber wieder in ihren Wettkampf zurück und belegte mit hervorragenden 389 Ringen Rang 5 im Grunddurchgang.
Marie-Theres kämpfte wie schon im Training mit den Verhältnissen. Obwohl sie eher langsam schießt und daher immer wieder Probleme mit der zur Verfügung stehenden Zeit hat, riskierte sie weit über 20 Probeschüsse und nahm den Wettkampf erst als eine der letzten Athletinnen auf. Ein hohes Risiko, das sich aber auszahlte. Sie konnte mit einer 97-er Serie in den Wettkampf starten und lag nach der ersten Zehnerserie sensationell auf Rang 3. Danach konnte sie aber im Gegensatz zu ihren Gegnerinnen nicht mehr zulegen. Mit einem Gesamtergebnis von 383 Ringen stellte sie ihre persönliche Bestleistung neuerlich ein und belegte am Ende als zweitbeste Österreicherin Rang 12. Dass sie mit dem selben Ergebnis vor zwei Jahren bei der letzten WM im Grunddurchgang noch 5. geworden war (im Finale erreichte sie dann Rang 4), zeigt, wie sich gerade in der Klasse U23 weiblich die Weltspitze in den letzten Jahren weiter entwickelt hat. Im Gegensatz zu ihren restlichen Mannschaftskolleginnen, die der Nervenbelastung Tribut zollen mussten und teilweise doch deutlich abfielen, konnte sie mit diesem Ergebnis die bisher gezeigten Leistungen voll bestätigen. Einmal mehr hat sie bewiesen, dass sie in der Lage ist, auch unter Wettkampfdruck ihr Können abzurufen. Eine super Leistung!
Das Finale
Die Ausgangslage vor dem Finale war denkbar schwierig. Bianca Glinke hatte mit neuem Weltrekord 4 Ringe Vorsprung auf Katharina und auch die auf Rang 2 liegende Französin Romane Matte schien mit 391 Ringen außer Reichweite. Dafür belegten dann gleich 3 Schützinnen mit 389 Ringen die Plätze 3 bis 5. Unter ihnen die bisherige Weltrekordhalterin Michaela Walo, die beim Austria Open im Juni noch den Eindruck vermittelte, nahezu unschlagbar zu sein. Aber auch die auf Rang 3 liegende Schweizerin Monika Hurschler gilt als erfahrene Finalschützin. Realistisch betrachtet war für Katharina zwischen Rang 3 und Rang 8 alles denkbar und die Strategie konnte nur lauten: auf die Angriffe von hinten achten und gleichzeitig die vor ihr liegenden Schützinnen im Laufe des Finales anzugreifen. In der Vorbereitungszeit kam dann der nächste Foulversuch der Französinnen: die neben Katharina stehende Nolwenn Paimblanc versuchte mehrmals, Katharina durch anrempeln am Stativ von ihrer Position zu verdrängen und aus dem Konzept zu bringen. Zum Glück wurden diese Aktionen dann von der Schießleitung unterbunden.
Nach dem ersten Finalschuss war plötzlich alles anders. Lediglich Hurschler und Katharina konnten mit einer 10 starten. Und nachdem die auf Rang 2 liegende Französin sogar mit einer Acht begann, befand sich Katharina schlagartig in den Medaillenrängen. Sie war plötzlich nicht mehr die Jägerin, sondern die Gejagte. Eine Rolle, die ihr eigentlich nicht so gut liegt. Zu dem Zeitpunkt hatten noch 5 Schützinnen eine Chance auf die begehrten Podestplätze. Beim 5. Finalschuss verabschiedete sich Matte mit einer 7 endgültig aus dem Medaillenkampf, nachdem ihre Landsmännin zuvor schon nach der zweiten Neun alle Hoffnungen begraben musste. Danach entwickelte sich ein Dreikampf mit Hurschler und Walo, wobei Katharina die ganze Zeit die Nase vorn hatte. Mit dem letzten Finalschuss konnte Walo zwar noch Hurschler überholen, an Katharina kam sie aber nicht mehr heran. Gemeinsam mit Glinke, die damit den zweiten Weltrekord fixierte, erzielte Katharina mit 97 Ringen das beste Finalergebnis und sicherte sich die Silbermedaille.
Die Schützengilde Roppen gratuliert beiden Starterinnen zu ihren ausgezeichneten Leistungen.
Vorbereitung auf die nächste WM
Nach den intensiven Vorbereitungen auf diese Weltmeisterschaft haben sich unsere Schützinnen natürlich eine Pause verdient. Die wird aber nur von kurzer Dauer sein, danach beginnen bereits die Vorbereitungen auf die Weltmeisterschaft 2015, die voraussichtlich in Ulan Ude, der Hauptstadt der russischen Republik Burjatien, im Südsibirischen Gebirge stattfinden wird.